Fr, 20.01.2023, 19 Uhr (c.t.), JO1 und Zoom: Lilith Poßner: Verwerfung statt pathische Projektion? Einige dialogische Überlegungen zum Wahnbegriff bei Horkheimer/Adorno und Lacan

Verwerfung statt pathische Projektion? Einige dialogische Überlegungen zum Wahnbegriff bei Horkheimer/Adorno und Lacan.

Vortrag von Lilith Poßner

20.01.2023

19 Uhr (c.t.)

Hörsaal: JO1 ((Johannisstraße 4)

Zoom: https://uni-wuppertal.zoom.us/j/96023699734?pwd=cDBOOUxTWXZqMTZuY1VhTHJjOE5Gdz09

In Horkheimer/Adornos sozialdiagnostischer Theorie der Moderne nimmt der psychoanalytische Begriff des Wahns einen zentralen Stellenwert ein, um die psychologische Form faschistischer Irrationalität zu theoretisieren. Der zentrale Abwehrmechanismus besonders der antisemitischen Massenpsychose sei die pathische Projektion, durch die verdrängte Eigenanteile einem externen Objekt zugeschrieben werden, an dem sie stellvertretend verfolgt werden können. Einem solchen Wahnbegriff steht scheinbar die Kritik des frühen Lacan an den Psychosebegriffen seiner Zeit entgegen, in der er den klassischen psychoanalytischen Projektionsbegriff als grundsätzlich ungeeignet für das Verständnis von Wahnphänomenen erklärt. Stattdessen führt Lacan mit dem Begriff der Verwerfung einen spezifisch psychotischen Exklusionsvorgang ein, den er von der (neurotischen) Verdrängung unterscheidet. Obwohl es in den vergangenen Jahren verschiedene Versuche gab, die Theorie der pathischen Projektion zu aktualisieren, überrascht es, dass ein Dialog zwischen den scheinbar konträren Positionen von Horkheimer/Adorno und Lacan in der Frage des Wahns ausgeblieben ist. Die Veranstaltung will einen Anfangspunkt für diesen theoretischen Dialog setzen und das psychoanalytische Verständnis des Wahnbegriffs vertiefen, indem sie die Theorie der pathischen Projektion mit Aspekten von Lacans Kritik konfrontiert.

Lilith Poßner ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsbereich Kulturphilosophie und Kulturtheorie der Universität Leipzig. Sie schrieb ihre Masterarbeit zu, Thema »Verwerfung statt pathische Projektion? Wahnkonstitution und -konstruktion bei Adorno/Horkheimer und Lacan«.